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Die Vermessung der Welt


Titel
Die Vermessung der Welt - Roman
Personen
Hauptautorität
Kehlmann, Daniel
Verfasser/-in
Ressource
Buch
Umfang
302 S.
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2005
-
Auf Besuch beim deutschen Geist Zu Daniel Kehlmanns neuem Roman "Die Vermessung der Welt" Das ist ein sehr, sehr gutes Buch, Kehlmann ein brillanter Erzähler. Dabei scheint sein Stoff wenig abenteuerhaltig: die Lebensläufe der beiden deutschen Wissenschaftler Alexander von Humboldt (1769-1859) und Carl Friedrich Gauß (1777-1855). Humboldt war vor allem Naturforscher, der von einem 5jährigen Aufenthalt in Mittel- und Südamerika gewaltige Mengen neuer Kenntnisse und Erkenntnisse mitbrachte, von der Navigation bis zur Botanik. Gauß war Mathematikgenie, der die Arithmetik grundlegte, aber auch als Physiker (vor allem in der Astronomie) und als Techniker bahnbrechend wurde. Vielleicht ist das die Konstante in Kehlmanns (bisher 5) Romanen: Das große Abenteuer ist die Welt, nicht das Ich. Immer schon ist er gerne auf wissenschaftlichen Bahnen in die Welt hinausgefahren, aber nie endete das Abenteuer mit den Ergebnissen der Wissenschaft, sondern fand dort statt, wo die Welt, von der Wissenschaft gerne ins Lot gebracht, leise ins Schwanken geriet. Wissenserwerb ist Abenteuer, und Wissensverlust ist Abenteuer. Damit hat auch der vorliegende Roman zu tun. Kehlmann ist Abenteuer-Schriftsteller, einer der wenigen heute in der deutschsprachigen Literatur. Orinoko und Amazonas vor 200 Jahren haben aufgelegte Abenteuerlichkeit, aber das größere Abenteuer des Buchs ist die deutsche Geistesgeschichte. Schnell dazugesagt gehört, dass kein Winkel der Erde so spannend ist, wie wenn gut von ihm erzählt wird. Kehlmanns erzählerische Kompetenz macht auch die Primzahlen spannend oder die Kopfläuse der Indianerfrauen. Außerdem enthält jedes vermessene Detail souverän das Ganze: nicht unbedingt die Welt, aber doch die psychische Verfasstheit des Vermessers und die kulturelle Verfasstheit der Epoche. Der distanziert-ironische Blick (Personen werden z. B. nur im Konjunktiv der indirekten Rede zitiert) auf die Wissenschaft von Primzahlen und Kopfläusen macht dann den Abenteuerroman auch zu einem witzig kulturkritischen Roman. Er enthält ein paar köstliche Satiren. Kulturkritik: Der deutsche Geist der Aufklärung wird im Alltag seiner Heroen besucht, der Idealismus in deren Psychologie. Es genügt, die Geistesgrößen außerhalb ihres Werks zu zeigen, und die Denkmäler schrumpfen zu Gartenzwergen. (Das betrifft am Rande der Erzählung auch Kant und Goethe.) Kehlmanns Roman ist allerdings eines jener Bücher, deren Qualität von solchen Kurzbeschreibungen grundsätzlich verfehlt wird. Die Demontage klassischer Helden ist üblicherweise ein plumpes Verfahren der Volksbelustigung. Kehlmanns Roman ist ein feinsinniges Buch, das sein Auslangen nicht im Vergnügen an der Entheroisierung findet, sondern das seriöse Kulturkritik zum Vergnügen macht. Von Mutter Humboldt befragt, wie sie ihre beiden vielversprechenden Knäblein ausbilden solle, antwortet Goethe: "Ein Brüderpaar (
Manifestation
Titel
Haupttitel
Die Vermessung der Welt
Titelzusatz
Roman
Ressource
Buch
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2005
ISBN13
978-3-498-03528-0
ISBN10
3-498-03528-2
Körperschaften
Verlag
Listenpreis
20.5 €
Verantwortlichkeitsangabe
Verantwortlichkeitsangabe, die sich auf den Haupttitel bezieht
Daniel Kehlmann
Umfang
302 S.
Datenträgertyp
Band
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2005
Kommentare
-
Katalogisat importiert von: Österreichisches BibliotheksWerk
-
Auf Besuch beim deutschen Geist Zu Daniel Kehlmanns neuem Roman "Die Vermessung der Welt" Das ist ein sehr, sehr gutes Buch, Kehlmann ein brillanter Erzähler. Dabei scheint sein Stoff wenig abenteuerhaltig: die Lebensläufe der beiden deutschen Wissenschaftler Alexander von Humboldt (1769-1859) und Carl Friedrich Gauß (1777-1855). Humboldt war vor allem Naturforscher, der von einem 5jährigen Aufenthalt in Mittel- und Südamerika gewaltige Mengen neuer Kenntnisse und Erkenntnisse mitbrachte, von der Navigation bis zur Botanik. Gauß war Mathematikgenie, der die Arithmetik grundlegte, aber auch als Physiker (vor allem in der Astronomie) und als Techniker bahnbrechend wurde. Vielleicht ist das die Konstante in Kehlmanns (bisher 5) Romanen: Das große Abenteuer ist die Welt, nicht das Ich. Immer schon ist er gerne auf wissenschaftlichen Bahnen in die Welt hinausgefahren, aber nie endete das Abenteuer mit den Ergebnissen der Wissenschaft, sondern fand dort statt, wo die Welt, von der Wissenschaft gerne ins Lot gebracht, leise ins Schwanken geriet. Wissenserwerb ist Abenteuer, und Wissensverlust ist Abenteuer. Damit hat auch der vorliegende Roman zu tun. Kehlmann ist Abenteuer-Schriftsteller, einer der wenigen heute in der deutschsprachigen Literatur. Orinoko und Amazonas vor 200 Jahren haben aufgelegte Abenteuerlichkeit, aber das größere Abenteuer des Buchs ist die deutsche Geistesgeschichte. Schnell dazugesagt gehört, dass kein Winkel der Erde so spannend ist, wie wenn gut von ihm erzählt wird. Kehlmanns erzählerische Kompetenz macht auch die Primzahlen spannend oder die Kopfläuse der Indianerfrauen. Außerdem enthält jedes vermessene Detail souverän das Ganze: nicht unbedingt die Welt, aber doch die psychische Verfasstheit des Vermessers und die kulturelle Verfasstheit der Epoche. Der distanziert-ironische Blick (Personen werden z. B. nur im Konjunktiv der indirekten Rede zitiert) auf die Wissenschaft von Primzahlen und Kopfläusen macht dann den Abenteuerroman auch zu einem witzig kulturkritischen Roman. Er enthält ein paar köstliche Satiren. Kulturkritik: Der deutsche Geist der Aufklärung wird im Alltag seiner Heroen besucht, der Idealismus in deren Psychologie. Es genügt, die Geistesgrößen außerhalb ihres Werks zu zeigen, und die Denkmäler schrumpfen zu Gartenzwergen. (Das betrifft am Rande der Erzählung auch Kant und Goethe.) Kehlmanns Roman ist allerdings eines jener Bücher, deren Qualität von solchen Kurzbeschreibungen grundsätzlich verfehlt wird. Die Demontage klassischer Helden ist üblicherweise ein plumpes Verfahren der Volksbelustigung. Kehlmanns Roman ist ein feinsinniges Buch, das sein Auslangen nicht im Vergnügen an der Entheroisierung findet, sondern das seriöse Kulturkritik zum Vergnügen macht. Von Mutter Humboldt befragt, wie sie ihre beiden vielversprechenden Knäblein ausbilden solle, antwortet Goethe: "Ein Brüderpaar (
Sprache der Expression
Deutsch
Titel
Bevorzugter Titel des Werks
Die Vermessung der Welt
Personen
Verfasser/-in
Zielgruppe
371
Öffentliche Bibliothek der Gemeinde Strobl
Verfügbar
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Exemplarnummer
Signatur
Verfügbarkeit
4448
DR
Keh
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